Am 22. Mai 2025 stand das Thema „Green-IT / -Coding / -AI | Beiträge eines IT-Dienstleisters“ auf dem Programm der edna+ Webinar-Reihe. Ein Thema, dass viele IT-Unternehmen und -Anwender zwar irgendwo auf dem Schirm haben, mit dem die meisten Unternehmen sich aber noch nicht wirklich konkret beschäftigen.
Für die edna Verbandsmitglieder aus der IT-Branche haben Green-IT und verwandte Themen aber jetzt schon ganz praktische Bedeutung. Die Branche will nicht nur wie andere für mehr Nachhaltigkeit sorgen. Immer häufiger verlangen inzwischen beispielsweise IT-Ausschreibungen auch belegbare Auskunft zu eben diesen Nachhaltigkeitsmaßnahmen.
Das haben edna und die TIE+ zum Anlass genommen, im edna Bundesverband einen Projektaufruf zu starten. Der soll Grundlage für ein Vorhaben sein, dem sich die hier organisierten IT-Dienstleister ab sofort anschließen können.
Bernd Mildebrath von Schleupen gab in diesem Webinar einen umfassenden Überblick, dass sich hinter den Themen verbirgt und welche Handlungsoptionen zur Verfügung stehen.
Die Präsentation des Vortrags können Sie hier herunterladen.
Zusammenfassung:
Nachhaltige Digitalisierung beginnt beim Code: Green Coding als Beitrag zum Klimaschutz
Nachhaltigkeit und Digitalisierung müssen keine Gegensätze sein – im Gegenteil. Moderne IT kann einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Doch damit das gelingt, braucht es mehr als gute Absichten. Bernd Mildebrath zeigt in seinem aktuellen Beitrag auf, wie Unternehmen durch gezielte Maßnahmen in Softwareentwicklung und -betrieb konkrete Fortschritte in Richtung nachhaltiger IT erzielen können.
Green IT: Mehr als ein Trend
Green IT, Green Coding und Green AI gewinnen an Relevanz – nicht nur aus Überzeugung, sondern zunehmend auch als wirtschaftlicher und regulatorischer Faktor. Ein wachsender Teil von Ausschreibungen berücksichtigt Umweltzertifikate wie den Blauen Engel, und auch die ISO-Managementsysteme wurden jüngst um Anforderungen zum Klimawandel erweitert. Dennoch bleiben Herausforderungen: fehlende Ressourcen, geringes Interesse und ein oft noch unzureichender wirtschaftlicher Anreiz bremsen die Umsetzung aus.
Der „Green Stack“ als Gesamtkonzept
Wichtig ist, mit der Green-IT einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen, der über einzelne Effizienzmaßnahmen hinausgeht. Im Fokus steht der sogenannte „Green Stack“ – ein Bündel aus innovativen Geschäftsmodellen, effizienter Technologieauswahl, energieoptimierter Softwareentwicklung („Green Coding“) sowie dem nachhaltigen Betrieb von IT-Infrastrukturen. So können beispielsweise Cloud-Dienste bewusst nach Kriterien wie Ökostrom-Nutzung oder Abwärmenutzung ausgewählt werden.
GreenCoding: Energieeffizienz „by design“
GreenCoding bedeutet, bereits im Designprozess einer Software deren Energieverbrauch zu minimieren. Das Konzept stützt sich auf drei Säulen: effiziente Architektur, ressourcenschonende Methodik und optimierte Plattformwahl. Beispiele sind Algorithmusoptimierung, bewusstes Power-Management oder „serverlose“ Architekturen.
Dabei geht es um mehr als punktuelle Einsparungen. Selbst kleine Optimierungen pro Nutzer können – auf Jahrzehnte und Tausende Installationen hochgerechnet – zu erheblichen CO₂-Einsparungen führen.
Einen Benchmark dafür liefert DESTATIS – also das Statistische Bundesamt. Das nutzt in seinen Umweltökonomischen Gesamtrechnungen (UGR) einen Indikator, der die CO₂‑Emissionsintensität misst. Dieser Wert wird als Menge an ausgestoßenem Kohlendioxid (in Kilogramm) pro 1.000 Euro preisbereinigter Bruttowertschöpfung angegeben. Anhand dieses Ansatzes lässt sich feststellen – und vergleichen, wie „klimaschonend“ einzelne Wirtschaftszweige (darunter auch „Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie“ als Teil des Dienstleistungssektors) arbeiten.
Herausforderung: Ganzheitliche Betrachtung
Ein Knackpunkt bleibt die Trennung von Entwicklungs- und Betriebsbudgets. Während Entwickler für Effizienztests mehr Zeit benötigen würden, entstehen Kosten für ineffiziente Software erst später im Betrieb. Die Lösung liegt in einer integrierten Perspektive, die Nachhaltigkeit als Qualitätsmerkmal über den gesamten Lebenszyklus hinweg versteht.
Green AI: Doppelte Chance
Auch im Bereich künstlicher Intelligenz eröffnet sich doppeltes Potenzial: Einerseits muss die Entwicklung und der Betrieb von KI-Systemen selbst ressourcenschonend gestaltet werden. Andererseits kann KI gezielt zur Optimierung von Ressourceneinsatz, Produktionsprozessen oder Lieferketten beitragen – ein Hebel, der insbesondere im Mittelstand weiter gestärkt werden sollte.
Orientierung durch Standards und Initiativen
Ob Blauer Engel, DE-UZ 215 oder Projekte wie der Green-AI Hub des Bundesumweltministeriums – es existieren zahlreiche Orientierungshilfen für Unternehmen, die sich dem Thema nachhaltige IT systematisch nähern möchten. Dabei spielt auch Open Source eine zunehmend wichtige Rolle – sowohl im Hinblick auf Transparenz als auch auf Nachnutzung und digitale Souveränität.
Fazit: Green Coding ist kein Allheilmittel, aber ein wirksames Werkzeug im Kampf gegen den Klimawandel. Wer heute beginnt, Energieeffizienz systematisch in Entwicklungsprozesse zu integrieren, spart nicht nur CO₂, sondern auch Kosten – und verschafft sich im Wettbewerb einen echten Vorteil.