Das Fazit des Podiums war einhellig: Heute und morgen wird mit Batteriespeichern noch kein Geld auf dem Markt für Flexibilitäten zu verdienen sein. Aber übermorgen wird sich das mit ziemlicher Sicherheit ändern. Die Teilnehmer am 7. Kamingespräch des edna Bundesverbands Energiemarkt & Kommunikation e.V. hatten zuvor zwei Stunden die Chancen und Grenzen diskutiert, die Flexibilitätsoptionen für die Stabilisierung der zunehmend dezentral organisierten Energieversorgung bieten – mit durchaus unterschiedlichen Meinungen.
„Mir reicht eine intelligente Ortsnetzstation“, stellte Gastgeber Eberhard Oehler, Gastgeber und Geschäftsführer der Stadtwerke Ettlingen fest. Der Strukturwandel mit seinem deutlichen Rückgang an Industrie sowie die zunehmende Energieeffizienz hätten in seinem Netz dazu geführt, dass die maximale Leistung von 52 MW vor 25 Jahren auf heute 36 MW zurückgegangen sei. Speicherlösungen spielten daher eher für den privaten Stromproduzenten eine Rolle, der damit den Eigenverbrauch optimieren möchte. „Für Haushalte rechnet sich das, denn die können so die Kosten für Strom über den Eigenverbrauch und Speicher auf deutlich unter 20 Cent pro kWh senken“, stellte Dr. Patrick Jochem von Karlsruher Institut für Technologie KIT fest. Insgesamt, da waren sich die Teilnehmer einig, werde die Bedeutung des Flexibilitätenmarktes in den kommenden Jahren jedoch zunehmen.
Flexibilitäten in kleineren Netzen
Dass sich das auch in kleinen Netzen schon heute rechnen kann, berichtete Prof. Markus Zdrallek, Lehrstuhl für elektrische Energieversorgungstechnik in Wuppertal. „In einem Feldversuch beim E-Werk Schweiger konnten wir nachweisen, dass über einen Markt für die Nutzung von Flexibilitätsoptionen 95 Prozent der Kosten für den ansonsten nötigen Netzausbau im Testgebiet eingespart werden könnten“. Auch die Tatsache, dass heute bereits mehr als 50 Prozent des erzeugten Stroms in die Netzebenen 110 kV und niedriger eingespeist werden, mache die Potenziale der Ausnutzung von Flexibilitätsoptionen deutlich. Dem pflichtete auch Dr. Serafin von Roon, Geschäftsführer der Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft bei. „Der Netzausbau fühlt sich für viele Netzbetreiber noch als die sicherere Option an. Dabei geht es doch meist nur um wenige Viertelstunden im Jahr, in denen ein Eingriff notwendig wird. Hier Flexibilitäten zu nutzen, ist deutlich billiger, als das Verteilnetz auszubauen“. Getrieben werde das Thema zunehmend durch die so genannten „Flexumer“, also Eigenheimbesitzer, die ihre PV-Anlage mit einem Speicher, der Wärmepumpe und der Ladestation für das E-Auto kombinieren. Aber auch über Quartierstrommodelle, die zunehmend an Attraktivität gewinnen: „Wir streben hier in unseren Projekten Einsparungspotenziale von 15 bis 20 Prozent im Quartier an“, berichtete Ralf Marquardt vom Fraunhofer IOSB-AST. Dabei wachsen die Bäume dennoch nicht in den Himmel. „Bei Quartierskonzepte sind die systemischen Vorteile der elektrischen Eigenversorgung überschaubar. Ganz anders sieht es auf der Wärmeseite aus, hier können echte Effizienzvorteile im Verbund gehoben werden und durch günstige Wärmespeicher dann sogar Flexibilität für die Stromseite angeboten werden“, erklärte Dr. Serafin von Roon.