Aktuell ist eine zunehmende Sensibilität für die Gefahr eines flächendeckenden Blackouts zu verzeichnen, aber auch nach wie vor mangelhafte Kenntnisse der Gesetze der Physik auf Seiten der Politik: In beiden Punkten waren sich die Teilnehmer des 1. edna-Kamingesprächs, das am Vorabend des edna-Fachtreffens am 19. Oktober bei der regiocom in Magdeburg stattfand, weitgehend einig. Dabei sei das Risiko, dass die Energienetze durch Cyber-Attacken krimineller Hacker oder Terroristen auf die IT-Infrastruktur ausfallen könnten, nicht zu unterschätzen. Viel größer sei jedoch die Gefährdung durch den grundlegenden Umbau der Energieversorgung im Rahmen der Energiewende. „Zwischen Januar und September dieses Jahres herrschte im ostdeutschen Übertragungsnetz an insgesamt 165 Tagen der Ausnahmezustand. Damit ist die Ausnahme zur Regel geworden und das ist nicht witzig“, stellte Johannes Kempmann, Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Magdeburg, fest. Für ihn ist deswegen ein Blackout keine theoretische Frage mehr: „Damit müssen wir uns täglich auseinandersetzen“. Auf die Frage des Moderators Bernhard Mildebrath von der Schleupen AG und Mitglied des edna-Vorstands, ob Politiker oder Ingenieure wichtiger für die Versorgungssicherheit seien, antwortete er deswegen kurz und knapp: „Ingenieure!“. Rund 50 Besucher waren zum 1. edna-Kamingespräch nach Magdeburg gekommen. Nach diesem erfolgreichen Start wird der edna Bundesverband Energiemarkt & Kommunikation e.V. das Diskussionsforum zu aktuellen Energiethemen im kommenden Jahr fortsetzen.
Auch Dr. Thomas Petermann, der ehemalige stellvertretende Leiter des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB), unterstützte die Aussage von Johannes Kempmann: „Das Tempo des Paradigmenwechsels ist viel zu hoch. Das deutsche Verbundnetz ist für die aktuelle Entwicklung bei den regenerativen Energien gar nicht ausgelegt. Dazu kommen zahlreiche weitere mögliche Ursachen für einen Blackout, vom menschlichen Versagen über Naturkatastrophen bis hin zu terroristischen oder Hacker-Angriffen“. Er plädiert deswegen dafür, im Rahmen öffentlich-privater Sicherheitspartnerschaften vor allem auch die Bevölkerung weitaus stärker für die Gefahren eines Blackouts zu sensibilisieren. „Ohne eine vorbereitete, bewusste Bevölkerung wird solch ein Katastrophenfall nicht zu bewältigen sein“.
Die Gefahr durch Cyber-Attacken sei ebenfalls nicht zu unterschätzen, warnte Dr. Johannes Dimroth, Referent im IT-Stab des Bundesministeriums des Inneren. Das zeige nicht zuletzt der Angriff auf die DNS-Infrastruktur der Telekom, der letztes Jahr beinahe zu einem großflächigen Ausfall des Internets in Deutschland geführt hat. Das Thema IT-Sicherheit müsse deswegen auf Seiten der Unternehmen, insbesondere bei den Betreibern kritischer Infrastrukturen, noch ernster genommen werden „Die Zahl der Meldungen über Cyber-Angriffe, die wir aus der Wirtschaft erhalten, ist erschreckend niedrig und steht in keiner Korrelation zu den tatsächlich vorhandenen Bedrohungen“, so seine Feststellung. Mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik BSI nehme Deutschland in Europa zwar eine Vorreiterstellung ein. Doch die müsse ausgebaut werden, beispielweise auch mithilfe des kommenden IT-Sicherheitsgesetzes. „Ideal wäre es, wenn wir ein Lagebild der IT-Sicherheit in Deutschland aufbauen könnten und dies direkt zu den Betreibern kritischer Infrastrukturen wie etwa der der Energieversorgung zurückspiegeln würden. Damit könnten wir branchenübergreifend einen Mindeststandard sicherstellen“.
Einig waren sich Teilnehmer und Publikum auch in der Kritik, dass das Thema Netz- und IT-Sicherheit im Rahmen der derzeitigen Anreizregulierung keine Berücksichtigung findet. Denn viele Maßnahmen zur Verbesserung könnten nicht in der kurzfristigen Betrachtung mit der betriebswirtschaftlichen Brille bewertet werden. So hatten die Stadtwerke Magdeburg nach einem regionalen Blackout, der 2007 durch die Folgen des Orans Kyrill ausgelöst wurde, als eines der ersten Stadtwerke in Deutschlands ein System für den digitalen Betriebsfunk eingeführt. Der Grund: Der Blackout hatte damals auch zum Ausfall der digitalen Festnetztelefonie und der Handkommunikation geführt. „Ich wurde damals in der Geschäftsführung gefragt, ob sich das rechnet. Meine Antwort war, dass das erst einmal nur kostet. Aber wenn man das System tatsächlich einmal braucht, wird es sich als ausgesprochen nützlich erweisen. Inzwischen wird diese Entscheidung jedoch nicht mehr in Frage gestellt“, so Johannes Kempmann.
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