Mit seinem Norm-Entwurf vom 16. März 2018 zur DIN IEC 63119-1 legte der VDE eine hilfreiche Sammlung aller Aspekte zum „Informationsaustausch für Roaming-Ladedienste für Elektrofahrzeuge“ vor. Neben einer ausführlichen Festlegung der Begriffe und ihrer Abkürzungen werden Systemarchitektur und Kommunikationsschnittstellen definiert. Gleichermaßen beschrieben und klassifiziert werden die verschiedenen Roamingdienstmodelle für die Elektromobilität sowie die Synchronisation des lnformationsaustauschs.

Das nachstehende Schaubild verdeutlicht den Umfang der Ausarbeitung.

Abgrenzend heißt es zum Anwendungsbereich der Norm darin wörtlich aber auch: „Die Normenreihe IEC 63119 legt nicht die Kommunikation … zwischen einem CSO (Betreiber der Ladestation (en: charging station operator)) und einem CSP (Ladedienstanbieter (en: charging service provider)) … fest.“

Das nachstehende Schaubild verdeutlicht diese „Lücke“, die ohne weitere Standardisierung erheblichen Prozessaufwand für die beteiligten „Marktrollen“ nach sich zieht.

Der Prozessaufwand für Zählwert-, Rechnungs- und Zahlungsverkehrskommunikation, so die These dieses Blog-Autors, steigt mit jedem Roaming-Teilnehmer bzw. mit jeder Entnahme an einem Ladepunkt. Der (mangels Standardisierung noch manuelle) Aufwand führt derzeit zu einem weitestgehenden Verzicht der CSO auf den einzelnen Nachweis und auf die Abrechnung „fremder“ Stromentnahmen am Ladepunkt.

Clearing-Dienstleister versuchen, den wirtschaftlichen Effekt dieses Verzichtes durch einen bilanziellen Ausgleich gegenseitiger Mengen der beteiligten Partner untereinander und durch jährliche Abrechnung der dadurch nicht gedeckten Mengen zu kompensieren. Transparenz und Einzelnachweisfähigkeit sind damit aber nicht gewährleistet.

Hier eine einfache Darstellung möglicher (Prozess-) Mengengerüste an einem Ladepunkt:

 

(Voll-) Ladungen / TagBeteiligte CSPs (max.)„Prozessbündel“ / Monat (max.)
AC-Ladepunkt 22kW66180
DC Ladepunkt 50kW2424720

 

Die (auch an den o.a. Prozessen wenigstens indirekt beteiligte) Stromwirtschaft hat seit Einführung von Energiemarktkommunikation im Jahre 2007 (hier: GPKE) mittlerweile weitreichende Erfahrungen bei der Automatisierung von Zählwert-, Rechnungs- und Zahlungsverkehrsprozessen.

Und dieser Blog-Autor plädiert dringend für einen Erfahrungsaustausch zwischen Strom- und Mobilwirtschaft, um auch in der Elektromobilität „die Kommunikation … zwischen einem CSO und einem CSP“ zu automatisieren.