„Wenn es eine Erkenntnis dieses Tages gibt, dann die, dass die Disruption durch die Blockchain noch nicht sofort kommen wird“, fasst Rüdiger Winkler, Geschäftsführer des edna Bundesverbands Energie-wirtschaft & Kommunikation e.V., die Aussagen auf dem edna-Fachtreffen zusammen, das am 21. März 2018 im Karlsruher Schloss stattfand. In den Vorträgen zur „Blockchain in der Energiewirtschaft“ wurde das Thema aus technologischer, rechtlicher und praxisorientierter Sicht genauer beleuchtet. In der anschließenden Mitgliederversammlung bestätigte das Plenum dann den bisherigen edna-Vorstand im Amt. Für den ausgeschiedenen Zoran Petrovic (Powercloud) wurde Richard Plum von der ProCom GmbH neu gewählt, der am Vortag auch zum Vorsitzenden der Blockchain-Initiative Energie bestimmt worden war.

Der neue edna-Vorstand (von links): Christoph Roenick, Bernhard Mildebrath, Rainer Grempe, Dirk Heinze, Norbert Schulz, Richard Plum (nicht auf dem Bild: Mark Küper)

Wie die Blockchain technisch funktioniert, erläuterte Victor Peter, Fachge-bietsleiter Digitalisierung beim BDEW in seinem Eröffnungsreferat. Der Mitautor der BDEW-Blockchain-Studie ging dabei auch auf die neuen Entwicklungen ein und stellte die verschiedenen Einsatz-Szenarien vor. Dabei betonte er, dass ein Durchbruch dieser Technologie noch nicht absehbar sei. „Das hängt stark davon ab, wie schnell die Blockchain tatsächlich in die bestehenden energiewirtschaftlichen Prozesse eingebunden werden kann“, so Viktor Peter am Ende seines Vortrags.

Aus rechtlicher Sicht spricht nichts gegen den Einsatz der Blockchain, stellte Dr. Sönke Gödeke von der internationalen Wirtschaftskanzlei Pinsent Masons fest. „Wir konnten bisher kein Hindernis identifizieren, das den Einsatz dieser Technologie infrage stellen könnte“, so seine Kernaussage. Er hält die Blockchain für eine ideale Spielwiese, auf der die Stadtwerke neue Geschäftsmodelle mit überschaubarem Aufwand ausprobieren könnten. Als Beispiel nannte er das Wuppertaler Tal.Strom-Projekt, das die Kanzlei juristisch begleitet hatte. Als die einzigen möglichen „Deal-Breaker“ verwies er auf die unterschiedlichen Gemeindeordnungen, die im Stadtwerke-Umfeld eine zentrale Rolle spielen. Auch die gesellschaftsrechtlichen Aspekte müssten vor dem Einstieg in die Blockchain genauer unter die Lupe genommen werden.

„Per Anhalter durch die Blockchain-Blase“ reiste dann am Ende Raik Kulinna, verantwortlich für das Solution Management Blockchain for Utilities bei der SAP. Er gab Tipps für Versorger, Startups und Wettbewerber und riet Stadtwerken, vor einem Projekt einen „DesignThinking-Prozess“ zu durchlaufen und genau zu prüfen, ob ihre Projektideen technisch machbar, wirtschaftlich tragbar und vor allem von den Menschen erwünscht seien. Wichtig sei auch die Integration der bestehenden operativen Systeme und vor allem die „User-Experience“. Er empfahl allen Stadtwerken, sich aber jetzt schon für die Blockchain „warmzumachen“. „Es geht jetzt darum, Erfahrungen zu sammeln und Wissen aufzubauen, um bereit zu sein, wenn diese Technologie den nötigen Reifegrad erreicht hat“, so seine Kernaussage.