Kolumne von Dirk Heinze, Meine-Energie GmbH und Präsident des edna Bundesverband Energiemarkt & Kommunikation e.V.

Nachdem die Bundesregierung mit dem Plan zum Ausstieg aus der Elektroenergie auch die Förderung von Verbrennungsmotoren beschlossen hat, wird langsam klar, wie unrealistisch dieses Ansinnen ist.

Man muss sich dazu einmal überlegen, dass Verbrennungsmotoren darauf angewiesen sind, einen Treibstoff zu tanken, den es in kleinen Mengen in Apotheken oder Baumärkten zu kaufen gibt. Selbst wenn Baumärkte von den bisher üblichen 1-Liter-Packungen auf 5-Liter umstellen würden, bedeutet dies für Autofahrer einen ziemlichen Aufwand, ihre Fahrzeuge zu laden. Vermutlich muss man zukünftig wohl besser tanken sagen, da Aufladen nicht mehr zeitgemäß ist.

Tanken macht Verbrennungsmotoren zudem untauglich für den Alltagsgebrauch. Wer es heute gewöhnt ist, immer mit ausreichend Batterieladung bequem zu Hause in den Tag zu starten, wird sich zukünftig in Schlangen einreihen müssen, um sein Fahrzeug mit einem Treibstoff zu befüllen, der brandgefährlich ist.

Um für die Fahrer die Nutzung von Verbrennungsmotoren alltagstauglich zu machen, hat die Bundesregierung ein Programm aufgelegt, mit dem landesweit ein Netz sogenannter Tankstellen entstehen soll. An den Tankstellen sollen Autofahrer zukünftig ihre Fahrzeuge innerhalb von 10 bis 15 Minuten mit Brennstoff befüllt bekommen.​

Wenn man von einer mittleren Pendelstrecke von 100 Kilometern pro Tag ausgeht und einen Verbrauch von 6 Litern pro 100 Kilometern unterstellt, dann muss ein solches Fahrzeug mit 30 Liter Tankinhalt mindestens einmal pro Woche zu einer Tankstelle gebracht und mit neuem Brennstoff befüllt werden.

Geradezu irrwitzig mutet es an, wenn man sich überlegt, dass heute ca. 40 Millionen Fahrzeuge zugelassen sind. Wenn jedes Fahrzeug mit 30 Litern Brennstoff befüllt ist – die Industrie verspricht auch bereits Tankinhalte bis zu 100 Litern – dann lagern künfig 1,2 Milliarden Liter hoch entzündliche Brennstoffe in deutschen Städten. Hinzu kommen die sicherlich recht großen Lagerbestände in den geplanten Tankstellen, denn dort wird man den neuen Kunden ja zu jeder Tages- und Nachtzeit Brennstoff zum Kauf bereithalten. Wenn der Tank eines Verbrennungsfahrzeuges mitten in der Nacht leer ist, dann kann man sich nicht einfach an die nächste Ladestation stellen und einen Kaffee trinken. Dann heißt es „Tankstelle suchen“ und unter Einhaltung von Brandschutzbestimmungen sein Fahrzeug mit Brennstoff befüllen.​

Auch für Raucher wird es eine enorme Umstellung bedeuten, denn beim Nachfüllen des Brennstoffes ist Rauchen passé. Wer beim Laden seiner Batterie bisher eine Zigarette genoss, der bringt sich und andere Autofahrer zukünftig in Lebensgefahr. Es ist sicher davon auszugehen, dass Rauchen an Tankstellen verboten wird.

Fahrer von Verbrennungsmotoren werden sich aber auch in anderen Bereichen auf etwas weniger Komfort einstellen müssen. Man muss sich daran gewöhnen, dass ein Verbrennungsmotor erst gestartet werden muss, bevor das Fahrzeug bewegt werden kann. Auch darf man nicht vergessen, den Motor abzustellen, wenn eine Fahrt beendet ist. Hier verspricht die Industrie geeignete Mechanismen, die verhindern sollen, dass Autofahrer beim Abstellen ihres Fahrzeuges vergessen, den Motor abzustellen.​

Ganz besonders Hundebesitzer müssen zukünftig darauf achten, dass sie ihre Vierbeiner gerade im Sommer nicht einfach im Fahrzeug zurücklassen können, wenn es zum Einkauf geht. Schnell erreichen die Temperaturen im Innenraum 60 Grad und mehr, was auch für den robustesten Hund irgendwann zu viel ist. Denn Autos mit Verbrennungsmotoren sind nicht in der Lage, bei ausgeschaltetem Motor den Innenraum vollwertig zu klimatisieren.

Wer bei einer Fahrpause den Motor abstellen möchte, um Brennstoff zu sparen, um nicht allzu schnell wieder die nächste Tankstelle aufsuchen zu müssen, der muss damit rechnen, dass damit auch die Klimatisierung seines Fahrzeuges abgestellt ist. Im Sommer wird man zweifellos die Fenster öffnen können, aber für den Winter empfiehlt es sich dann immer warme Sachen im Fahrzeug zu haben, um Erfrierungen vorzubeugen.

Fußnote zum Thema Brandgefahr:

Laut Wikipedia brennen “pro Jahr (…) rund 15.000 Verbrenner auf Deutschlands Straßen ab. Werden auch kleinere Schäden durch Schmorschäden usw. berücksichtigt, liegt die Zahl bei ca. 40.000 Autos pro Jahr.[1]Elektrofahrzeuge brennen statistisch gesehen deutlich seltener als Verbrenner. Je nach Statistik um den Faktor 20–40 seltener.[2]”

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Fahrzeugbrand